Kapitel
IV - Geschichte, Entwicklung und Kultur Mecklenbecks
Von
der Erdgeschichte über das Mittelalter ins 19./20.
Jahrhundert – von dort bis in die Gegenwart: 2008
Dies
ist die erste
kompakte Geschichte Mecklenbecks,
die
aus allen bisherigen 9 Veröffentlichungen und viel
unveröffentlichtem Material zusammengefasst ist. Verfasser:
Manfred
Schlösser, Kap. 1 – 2;
Karlheinz
Pötter, Kap. 3 – 13;
Hinweis:
dies
ist eine Zusammenfassung. Für mehr Informationen schauen Sie
bitte unser Kapitel V, VI und die umfangreichen Veröffentlichungen
zu fast allen Themen, aufgelistet in Kapitel VII.
Kapitel
IV.1
Erdgeschichte
von vor 385 Mill. Jahren bis heute 385 – 2,5 Mill. Jahre:
Devon- bis Tertiärzeit
Gesteine
im tieferen Untergrund von Mecklenbeck zeugen von einer
abwechslungsreichen erdgeschichtlichen Entwicklung: Tropisches
Flachmeer, sauer-stoffarmes Tiefmeer, Waldmoorgebiet (Steinkohle),
Vorgebirgsregion, Wüste, Inselregion, Küstengebiet,
erneut Flachmeer (Kreidezeit).
Ab
ca. 70 Mill. Jahre wieder Festland bis heute.
2,5
Mill. Jahre bis heute: Quartärzeit (Eiszeitalter)
Wechsel
von Kalt- und Warmzeiten. Ablagerungen älter als 500.000
Jahre erodiert.
Vor
ca. 500.000 bis 300.000 Jahren (Warmzeit): Großer, vom Süden
kommender Fluss durchquert Mecklenbeck und den heutigen
Innenstadtbereich von Münster.
Vor
rund 200.000 Jahren (Saale-Eiszeit): 200 bis 400 m mächtige
Gletscher über Mecklenbeck. Gletscherablagerungen mit
nordischen Geschieben, u.a. 2005 an der Egelshove aufgeschlossen.
Nach
Rückzug der Gletscher wieder Warmzeit (Eem).
Vor
115.000 bis 11.600 Jahren (Weichsel-Kaltzeit): Keine
Vergletscherung mehr. Vorläufer von Aa und Meckelbach als
verwilderte Flusssysteme mit größerer Wasserführung.
Wind lagert Löß- und Sandlöß an Kuppen und
Talhängen ab (-> fruchtbarer Boden).
Ab
11.600 Jahren vor heute (Holozän = heutige Warmzeit): Aa und
Meckelbach als mäandrierende Flüsse (später
künstlich begradigt).
Kapitel
IV.2
Vor-
und Frühgeschichte 60.000 v. Chr. – ca. 800 n. Chr. Vor
60.000 bis 40.000 Jahren: Mittlere Altsteinzeit (Endphase)
Sehr
wahrscheinlich durchstreiften bereits Neandertaler bei der Jagd
das Mecklenbecker Gebiet (Steinwerkzeugfunde im Umfeld von
Mecklenbeck)
40.000
bis 12.000 v. Chr.: Jüngere Altsteinzeit
Im
gesamten Münsterland bisher keine eindeutigen Nachweise für
die Anwesenheit des Menschen.
12.000
bis 10.700 v. Chr.: Jüngere Altsteinzeit (Endphase)
Jäger
und Sammler der spätweichseleiszeitlichen Federmesserkultur
in Mecklenbeck. Federmesser aus Feuerstein (bisher 2 Einzelfunde)
dienten als Pfeilspitzen. Zwischen 10.700 v. Chr. und 9.600 v. Chr
letzte Kaltphase der Weichsel-Kaltzeit (bisher ohne archäologische
Funde).
9.600
bis 4.500 v. Chr.: Mittelsteinzeit
An
zahlreichen Stellen im Meckelbach- und Aatal kurzfristige
Aufenthaltsorte nacheiszeitlicher Jäger und Sammler. Am
Mündungsgebiet des Meckelbaches auch ein längerfristiger
Rastplatz mit Feuerstellen, Mikolithen (kleine Pfeileinsätze
aus Feuerstein) sowie zahlreichen Klingen und Werkabfällen.
2.200
bis 1.800 v. Chr.: Jungsteinzeit (Endphase) bis Frühbronzezeit
Erste
Ackerbauern und Viehzüchter in Mecklenbeck auf
hochwasserfreien, fruchtbaren Lößböden.
Siedlungsnachweise in Form von geflügelten
Schaft-dornpfeilspitzen und GBK-Messerchen (Glockenbecherkultur),
Dolchen und Äxten (Frühbronzezeit), sowie Beilfragmenten
und zahlreichen Kratzern, Schabern, Bohrern und Werkabfällen.
1.800
v. Chr. bis 700 v. Chr.: Ältere und jüngere Bronzezeit
Möglicherweise
Siedlungskontinuität bis vorrömische Eisenzeit an Aa und
Meckelbach. (Schwer nachweisbar, da Steinwerkzeuge ähnlich
wie bei Frühbronzezeit und Bronzefunde extrem selten)
700
v. Chr. bis O: Vorrömische Eisenzeit
Bisher
Nachweise von 2 Siedlungen am Meckelbach in Mecklenbeck in Form
von Keramik mit Schlickung, Ritz- und Fingertupfenzier und dem
Fragment eines Glasarmringes. Weitere Einzelfunde (Keramik) an der
Aa zwischen Mecklenbeck und Altenroxel.
0
bis 400 n. Chr.: Römische Kaiserzeit
Keramikfunde
aus Altenroxel, in Mecklenbeck noch unsicher.
Der
Autor von Kapitel 1 und 2, Manfred Schlösser,
lebt seit 2001 in Mecklenbeck und hat hier bei systematischen
Flurbegehungen archäologische Funde hauptsächlich aus
der Stein-, Bronze- und Eisenzeit gemacht und sie im Hof
Hesselmann vorgestellt. Er ist Grabungstechniker und
paläontologischer Präparator im LWL-Museum für
Naturkunde in Münster. Er war beteiligt an der Sauriergrabung
in Brilon 1984 – 86, Grabung nach Insekten des Karbons in
Hagen-Vorhalle, Ausgrabung eines Schwimmsauriers im Kreis Höxter,
im Neandertal u.a.
Kapitel
IV.3
Einführung
zur Mecklenbecker Geschichte ab ca. 800 n. Chr.:
Bis
ca. 1900 ist es eine allgemeine Geschichte der Menschen in
Mecklenbeck -
Einzelpersonen, einzelne Ereignisse sind kaum greifbar. Das
Leben lief für Jahrhunderte nach sehr ähnlichen
Bedingungen ab.
Ab
ca. 1900 ändert sich das
mit
technischen Erfindungen wie dem Fotoapparat und den beginnenden
Freizeit-Vereins- und ehrenamtlichen Tätigkeiten. Die
Bevölkerung wächst schneller, mehr Häuser, Schulen
usw. werden gebaut und die Landwirtschaft verschwindet schließlich
als Lebensgrundlage.
Die
in früheren Jahrhunderten lange gleichen Lebensbedingungen
einerseits und die geringe Anzahl von Einzelereignissen
andererseits
haben bereits im ersten
Mecklenbeck-Buch 1979 zu eigenen Kapiteln über die
allgemeinen Lebensbedingungen
geführt.
Das war damals
recht neu und ungewöhnlich,
weil noch die Ereignis- und dokumentarisch belegte Geschichte im
Vordergrund stand. Unser Ansatz, das allgemeine Leben aller
darzustellen hat sich nachträglich als sehr richtig erwiesen.
Vieles
aus
unserem ersten Buch ist
von anderen Orten oder Institutionen übernommen worden,
es hatte einen regelrechten Modellcharakter.
Modellhaft
war auch, dass das Buch ganz „von unten“ geschrieben
wurde: alles
wurde selbst erforscht, z. T. in Archiven gearbeitet, alte Texte
übertragen, mit vielen durchdiskutiert, aber auch in vielen
privaten Familien gesucht und Material gefunden. Viele waren
unterwegs, z. T. mit Personen-/Tonbandbefragung, alles unter der
Leitung eines ausgebildeten Historikers.
Das
Ergebnis sind
insgesamt 9
Bücher und Schriften
zu
Mecklenbeck von 1979 – 2006 und eine große
inhaltliche Breite.
Kapitel
IV.4
889
– ca. 1500 Haus Kump, die Entstehung der Bauerschaft
Mecklenbeck, der Schultenhof Meckmann
889:
Haus Kump wird
erstmals erwähnt (allerdings indirekt, in Verbindung mit der
1. Synode des Bistums – daraus entwickelt sich der Name:
Send). Er
war der Urhof des
Domkapitels
im Südwesten Münsters.
Von
hier aus wurde die Umgebung
besiedelt:
Mecklenbeck,
Altenroxel, Hohenfeld. Durch die Aa und eine Gräfte hatte er
eine günstige und gesicherte Lage als Schultenhof im Aatal
(Name: Kump = vertiefte Lage wie ein Kump). Von Kump aus entsteht
Mecklenbeck: entlang des Meckel-Baches (= großer Bach) mit
der Anlage von ca. 16 Höfen. Der Meckmannhof bildet als
Schultenhof den Abschluss für diese Bauerschaft. Er hat viel
Grund um die Kernbauerschaft herum. (Entstehung Mecklenbecks
erforscht durch Prof. W. Müller-Wille / Dr. E. Bertelsmeier,
dargestellt in einer westfälischen und einer deutschen
Geschichte!)
1194
erste schriftliche Erwähnung von Meckmannshof , Mecklenbeck
und einem Domturm. Der
„Zehnte“ ging an den Altar im gerade erst im
Erdgeschoss fertiggestellten neuen Domturm (zum Markt hin). Daran
wird deutlich: Mecklenbeck war ein recht wichtiger Siedlungspunkt.
Die
geografische Situation war für Siedlungen günstig:
Mit
der Aa, dem Gievenbach, dem Meckelbach und
einem Bach in Altenroxel (versandet) gab es viel Wasser zum
Trinken und Fischen, Schutz vor Überfällen und
Wasserverkehr. So viele Bäche in einem engen Bereich sind
nicht selten in Münster – aber das bringt auch viel
Überschwemmungs- und Morastgefahr (Deshalb wohl auch kein Bau
der Stadt hier auf altem Siedlungsgelände, sondern auf den
Felsen um den Dom). Schwierig war auch, dass viel Lehmboden auf
den Ackerflächen war.
Es
gibt weitere erste Erwähnungen aus dem Mittelalter.
Aus
der Zeit um 1240 ist mit Haus Wehlinctorpe eine
Niederlassung des Deutschen Ordens am Rande Mecklenbecks zu
Albachten hin erwähnt, die aber bald darauf nach Münster
zum Bispinghof verlegt wurde (wohl noch im Wald an der Autobahn
Bremen zu sehen).
1283
wird
erstmals die „dinchstede“
in Mecklenbeck und Wehlinctorpe
erwähnt.
Es ist die Ding-Bank, die Gerichtsstätte für Freie war.
Aus
dem Jahr 1321 kennen wir erstmals die Landwehr zu
Roxel bzw. Albachten hin, die noch heute dort zu sehen ist.
Eine Kombination von Hecken und Gräben sollte Schutz
gewähren, was aber kaum der Fall war. Deshalb hat Mecklenbeck
immer wieder unter Plünderungen gelitten, besonders
1590 – 94 während des Kampfes der Niederlande gegen
Spanien und während des 30-jährigen Krieges 1618 –
1648.
Ab
ca. 1340 gibt es die Einkünfteregister des Domkapitels,
die
erste genaue Hofangaben liefern.
Seit
langen Zeiten führte der
Weg von Münster zum Südwesten
am
südlichen Aatal entlang, das bis 1875 ganz zu Mecklenbeck
gehörte (bis vorne zum Beginn des Aasees). Hierher fuhren z.
B. die französischen und spanischen Gesandten zum
Friedenskongress.
Kapitel
IV.5
Die
allgemeinen Lebensumstände und der Rahmen des Lebens auf dem
Lande von ca. 900 – 1810
Allgemeine
Lebenslage:
Die
Lebensbedingungen haben sich über Hunderte von
Jahren kaum verändert. Das Leben war hart –
im Grunde ging es nur darum, sich zu ernähren, eine Familie
zu haben und möglichst über 30 Jahre alt zu werden. Man
arbeitete den ganzen Tag, zumeist mehr als 12 Stunden – nur
der Sonntag war weitgehend arbeitsfrei (bei Bauern:
Viehversorgung!). An Freizeit oder Ferien konnten die
Mecklenbecker nicht denken. Persönliche oder
Gemeinschaftsfeste waren wichtig, weil man wenigstens für
einen Moment seine Alltagssorgen vergessen konnte. Es gab keine
Zeitung, keinen Strom, man lebte fast immer an ein und demselben
Ort. Manchmal gab es mit der Heirat eine Ortsveränderung. Man
lebte in einer festen Gemeinschaft, in der jeder jeden kannte.
Nachbarschaftshilfe war unentbehrlich, besonders in Notfällen
bei Sturm und Brand. Weil man aber immer zusammen lebte, kam es
auch zu deutlichen Spannungen.
Grundherr-Bauerschaft-Schulte:
In
Münster und Umgebung war zumeist der Bischof oder das
Domkapitel der Grundherr. Man verpachtete das Land gegen eine
Pacht und Dienstleistungen. Der Bispinghof war der Verwalter
(Amtsvogt) des bischöflichen Bauernlandes, der Brockhof, ab
16./17. Jahrhundert Meckmann der Amtsvogt der ca. 200 Höfe
des Domkapitels im Kernmünsterland. Jeder Vogteibezirk
bestand aus ca. 10 – 12 Schultenhöfen mit jeweils ca.
15 Bauernhöfen. Der Schulte war Vertreter der Bauerschaft
gegenüber dem Grundherrn und umgekehrt. Er hielt die
Hofsprache ab, um z. B. gemeinschaftliche Aufgaben wie
Wegeerneuerung zu organisieren. Er erfasste Geburten und
Sterbefälle und regelte den Nachlass. Er hatte für die
rechtzeitige Zahlung aller Abgaben zu sorgen, zumeist zu Martini.
Der
Bauer war Erbpächter:
d.
h. er bekam das Land gegen Pacht und Dienstleistungen, war aber
persönlich nicht völlig frei. Er musste den Hof gut
versorgen, so dass die Pachtabgaben sicher hereinkamen. Vor allem
musste er dafür sorgen, dass bei seinem Ableben (oder der
Frau) ein Erbe da war – oder man musste schnell neu
heiraten, um den Hof als Erb-Pächter weiter in der Familie
halten zu können. Da die Kindersterblichkeit sehr hoch war,
war die gesicherte Erbfolge nicht leicht und oft bedrückend
(auch bei Kettenheiraten!).
Der
auf den Hof Einheiratende musste offiziell den Hofnamen tragen.
Wer von einem Hof eines anderen Grundherren einheiraten wollte,
benötigte einen Freibrief von ihm. Die Hochzeit und vor allem
der Tod brachten eine hohe Steuer mit sich („Sterbfall“).
Zu den häufig recht hohen und bedrückenden festen
Abgaben wie Pacht und Steuer kamen die uneinkalkulierbaren
Zusatzabgaben bei Krieg, Hochzeit und Tod (die Sterbfallabgabe
nahm ca. 40 % des Inventars, Vermögens usw!) Zu den Abgaben
kamen die Hand- und Spanndienste, z. B. auf den Feldern des
Grundherrn zu arbeiten oder Fuhren für ihn zu machen.
Dazu
waren die Mecklenbecker Untertanen des Landesherrn,
bei uns des Fürst-Bischofs. Mecklenbeck gehörte
mit Geist und Delstrup zum Kirchspiel Lamberti (unterste
kirchliche und weltliche Verwaltungseinheit). Mehrere Dörfer
oder Kirchspiele waren in einem Amt zusammengefasst. Bei uns im
Amt Wolbeck. Das Hochstift Münster bestand aus 12
solcher Ämter. Der Landesherr hatte das Recht, Steuern
einzutreiben und die Gerichtsbarkeit auszuüben. Dazu waren
die Bauern am Ort Mitglieder einer Pfarre, bei uns bis 1909 St.
Lamberti (Schützenname: St. Lamberti-Mecklenbeck). An die
Kirche war der Zehnte zu zahlen. Dazu kamen Abgaben wie Messkorn,
Eier usw.
Die
Bauerschaft als Gemeinschaft:
Die
Ackerflächen waren jeweils mit einem bestimmten Hof
verbunden. Allen Bauern einer Bauerschaft gehörten die
Wiesen- und Waldflächen gemeinsam, die sich innerhalb
der Markgenossenschaft zusammen verwalteten. Auf den in
Mecklenbeck recht großen Gemeinschaftsflächen weidete
das Vieh. Der Wald besorgte die Eichelmast, gab Laub und vor allem
das wertvolle Bauholz. Bei dem jährlichen Schnadgang wurden
die Grenzen dieses Gemeinschaftsbesitzes, die Zahl der Bäume
usw. genau überwacht.
Spätestens
ab dem 14./15. Jahrhundert wurde Plaggenhieb praktiziert:
d. h. Abtragen der obersten Humusschicht der Gemeinschaftsflächen
zur Verbesserung der eigenen Ackerflächen. Das blieb ohne
Erfolg. Die Folge war zudem: die Gemeinschaftsflächen
trockneten aus, verheideten oder wurden zu „Hagen“:
und das waren sehr viele Flächen in Mecklenbeck.
Man
lebte in der Bauerschaft, in der Nachbarschaft und der
Kirchengemeinde eng zusammen.
Oft
war man untereinander sogar verheiratet. Man benötigte
einander z. B. bei Richten des Fachwerkgefüges eines Hauses
oder in Notfällen, oft auch bei der Ernte. Es ist
verständlich, dass man dann auch das Richtfest oder Erntedank
gemeinsam feierte.
Der
Bauer war der Herr im Haus, er hatte das Sagen auf dem Hof. Aber
es gab eine genaue Aufteilung: die Frau war für das Innere
des Hauses zuständig, der Mann primär für Äcker,
Gebäude, Fuhrwerke.
Es
gab eine soziale Struktur, die äußerst fest war.
Für Schulte, Bauer und Kötter waren z. B. feste
Gebäudegrößen abgestuft vorgegeben, ähnlich
war es mit der Möbelausstattung und dem Fuhrpark. Geheiratet
wurde nur in der gleichen Stufe bzw. wenn möglich höher
– niedriger nur wenn es sein musste. Starb ein Ehepartner,
wurde zumeist schnell der Bruder / Schwester geheiratet: man
kannte die Familie, wusste, ob sie arbeiten konnte. Zudem musste
die Heirat schnell geschehen, damit nach der Sterbfallsteuer die
normal fällige Auffahrtssteuer wegfiel (Ziel des
Grundbesitzers: möglichst schnell wieder normales Hofleben zu
bekommen). Zunächst bestand die Bauerschaft aus dem
Schulten Meckmann und ca. 12 – 15 Vollbauernhöfen.
Darauf folgten Pferdekötter: normaler Hof mit
geringerer Ausstattung. Die Kötter hatten nur einen
kleinen Hof, einen Kotten mit wenig Land. In Mecklenbeck
bearbeiteten sie Ackerflächen, die weit vom Stammhof entfernt
lagen.
Das
Ende dieser gleichsam mittelalterlichen bäuerlichen Struktur
kam mit den Erlassen Preußens 1807 und Napoleons 1808.
Nach
der Aufklärung und der französischen Revolution bekamen
nun auch Bauern und Handwerker mehr persönliche Rechte. Viele
Abgaben und Lasten wurden ganz abgeschafft, andere in feste
Zahlungen umgewandelt. Der gepachtete Grund und Ackerboden konnte
gekauft werden.
Die
Mecklenbecker Bauern wurden mit dieser persönlich und
wirtschaftlich neuen und freien Situation gut fertig: die meisten
der hiesigen Speicherbauten entstanden jetzt und kündeten von
erstem Wohlergehen.
Kapitel
IV.6
1500
– 1903 Haus Kump, Meckmann und die Entwicklung Mecklenbecks
Haus
Kump und Meckmannhof werden bedeutend für die ganze Region:
Haus
Kump wird ca. 1550 Zehntherr,
d. h. Eigentümer. Er war also nicht mehr allein Pächter
des Hofes und stand somit gleichsam über der bäuerlichen
Sozialpyramide. Der Grund ist unbekannt, wahrscheinlich im
Zusammenhang mit dem Kampf gegen die Wiedertäufer zu sehen.
Er war als Schulte und Zehntherr zuständig für fast 50
Höfe im Westen Münsters. Ca. 1549 erfolgte der Bau des
Speichers, eines erstaunlich aufwändigen Gebäudes mit
üppiger Ausstattung: gotische Fenster, Herdfeuer, mehrere
Hängeaborte, 2 x Vorkragen, 5 Etagen, großer
Versammlungs-raum. Er ist eine gelungene architektonische
Verbindung von Lagerung, Verwaltung und Repräsentation des
Schulten und Zehntherrn;
Der
Meckmannhof wird ab ca. 1600 Amtsvogt des Domkapitels für 215
Höfe im Kernmünsterland
(als
Nachfolger von Brockhof). Er steht über den ca. 12 Schulten
seines Bezirks und hat die ranghöchste Stellung eines
Bauernhofes. Aber er hat auch viel Verwaltungstätigkeit.
Bauliche
Entwicklung: 1614 Einbau Herdfeuer, 1682 Neubau Hof „alte
Burg“ mit Grundstein: beide heute im Altenhilfezentrum
Meckmannshof.
Meckmann
besaß
als Schulte und dann als Amtsvogt viel Land, das ganz um die
zuerst angelegte Bauerschaft herumlag. Für weiter entfernt
liegende Flächen setzte er eigene Kötter ein: 14.
Jahrhundert: Duddey, 1555 tor Boke / Appels. Durch Krankheit u. a.
aufgelöste Höfe fielen an den Schulten: der Egelshof und
Tydoke im Spätmittelalter – möglich ist, dass die
Gründung von Schultmann als Mann des Schulten Meckmann
erfolgte (Lage nah beieinander).
Ab
1700 wuchs die Bevölkerung leicht.
Auf
den durch Plaggenhieb verheideten Gemeinschaftsflächen ließen
sich die Markkötter,
Brinksitzer und Tagelöhner
nieder.
Sie führten ein z. T. armseliges Leben als Kuhbauern, mit
Spinnen / Weben, Tagesarbeiten oder Hollandgängerei.
1705
erwähnte eine Wegekarte vor dem Aegidiitor die Mecklenbecker
Schule – Näheres ist nicht bekannt.
Um
1720 baute man eine kleine Kapelle
für
die leicht angewachsene Bauerschaft. Die Geistlichen kamen zum
Wochenende hierher.
1804
begann die Verpachtung von Meckmannhofäckern an der
Boeselagerstraße bis zur Steinburg: diese
weit entfernt liegenden Äcker wurden zur Anlage einer
langfristig eigenen Siedlung genutzt, heute „Klapperhagen“
und Teil der Aaseestadt.
Um
1806 ließ Napoleon die Weseler Straße
im
Zuge der Kontinentalsperre gegen England erbauen.
Die Strecke zwischen Paris und Hamburg sollte schnell und sicher
zu befahren sein. Also wurde sie in Mecklenbeck
überschwemmungssicher vom Aatal weg und ein wenig höher
angelegt. Entlang der Strecke gab es regelmäßige
Pferdestationen, z. B. bei Appels.
Um
1815 wird wieder eine Schule erwähnt, die
wohl mit der Kapelle verbunden war.
Von
1825 – 30 erfolgte die Aufteilung der früheren Marken /
Gemeinschafts-flächen auf die alten Höfe.
Es war ein kostenloser und z. T.
großer Zuwachs, genau gestaltet nach den alten Hofgrößen.
Die meisten Kötter und alle Heuerlinge usw. gingen leer aus.
Haus
Kump war
ein Ausflugslokal, zu dem die Münsteraner bei zugefrorenem
Aasee auch mit Schlittschuhen fuhren. Ferdinand Kiesekamp
heiratete auf Haus Kump ein und baute den Speicher um 1870 um. Er
kaufte den Hof Sentrup und die Steinburg.
1845
baute
man eine ganz
neue Kapelle direkt neben der Schule.
Diese Kapelle wurde 1886 und 1903 um Turm, Chor und Sakristei
erweitert. 1935
baute
man sie zur sogenannten alten Anna-Kirche erheblich um.
Seit
1828 sind auf altem Mecklenbecker
Gebiet Ziegeleien bekannt.
Um 1895 gab es hier 6: von der
Torminbrücke bis zur Heroldstraße, davon alleine 3 im
Waldweggebiet. Für die Ziegelei Steinburg / Büscher
wurde später eine eigene Lorenbahn gebaut, die den Lehm aus
dem Gebiet östlich von Haus Kump heranfuhr. Mit den
Ziegeleien kam erstmals in größerem Umfang eine ganz
neue Personengruppe gleichsam „von außen“ hier
her: die Ziegeleiarbeiter zumeist aus dem Lipperland. Es kam zu
starken sozialen Spannungen, die sich bei Gasthausaufenthalten und
sogar im Kirchenbereich entluden. Eine Folge war z. B. dass die
Gastwirtschaft Täppken gebaut wurde.
Seit
1870 durchquerte die Bahnlinie Münster-Wanne-Eickel
Mecklenbeck und
schnitt einen Teil (das Waldweggebiet) gleichsam ab. Erst auf das
Betreiben des Loevelinglohbesitzers und Reichstagsmitglieds Carl
Herold hin, wurde am 01.01.1892
eine Haltestelle
eingerichtet.
Die Bahnarbeiter kamen alle aus der Nähe. Die
ersten Handwerker
siedelten
sich hier an, vor allem auf den Meckmanngrundstücken an der
Boeselagerstraße.
Mecklenbecks
Grenzen:
Das
alte Kirchspiel Lamberti umfasste die Bauerschaften Geist,
Delstrup und Mecklenbeck (bis vorne zum Beginn des Aasees). 1875
kam es zur ersten Stadterweiterung bis zum Koldering, 1903 zur
Eingemeindung Mecklenbecks zur Stadt – außer dem
Amelsbürener Teil hinter der Bahn. H. Averkamp wurde
Stadtrat.
Kapitel
IV.7
1500
– 1900: Mecklenbeck als Teil Münsters: Belagerungen und
Kultur
Die
Wiedertäuferzeit
hat
viele Künstler inspiriert, darunter auch Giacomo
Meyerbeer mit
seiner 1849 in Paris uraufgeführten Oper „Der Prophet“.
Der
III. Akt spielt im südlichen Aatal, der IV. und V. in
Münster. Zwei Melodien daraus sind sehr bekannt und werden
recht häufig gespielt: das Schlittschuhballett im III. Akt
und der Krönungsmarsch im V. Akt. (Deshalb in Mecklenbeck:
Meyerbeerstraße, parallel zu Napoleons Weseler Straße).
Während
des Friedenskongresses zum Westfälischen Frieden 1644 –
48 kamen viele auswärtige Gesandte über die
Mecklenbecker Straße nach Münster. Dazu zählte
auch der päpstliche Gesandte Fabio Chigi, der
zahlreiche lateinische Gedichte in und über Münster
schrieb, darunter auch eines über seine Abreise aus den
Stadtmauern am 13.12.1649. Darin beschreibt er den katastrophalen
Zustand der Wege und Brücken (später Papst Alexander
VII.: Bau der Kolonnaden am Petersplatz).
1650
wurde
Christoph
Bernhard von Galen zum neuen Bischof von Münster gewählt.
Die
Stadt fühlte sich durch die langjährigen Verhandlungen
zum Westfälischen Frieden stark und wollte ihn nicht in die
Stadt lassen. So musste er seine eigene Stadt 1655 und 1657
zweimal belagern (dabei einmal mit Kanonen beschießen:
deshalb der Spitzname Bomben-Bernd). Schließlich folgte
1660 die dritte
große Belagerung, um in seine Residenzstadt zu kommen.
An drei Seiten sollte Münster von Wasser umgeben sein, so
dass keine Truppen zu Hilfe kommen konnten. Bei Haus
Kump wurde
das Aatal durch einen riesigen Erddamm gesperrt, so das Münster
kaum noch Wasser bekam. Vom
Meckelbach hinter
dem Hof Hesselmann her wurde für das angestaute Wasser ein
Ableitungsgraben zum
Getterbach
gebaut
(heute Grünzone Christoph-Bernhard-Graben) – von dort
floss es weiter bis zur Ems um Münster herum bis zum Norden.
Das Hauptquartier mit ca. 14.000 Soldaten und Reitern lag
gegenüber von Haus Kump. Doch entschieden wurde die
Belagerung durch einen sehr schweren Sturm am 18.12.1660: der Damm
brach, die Wasserfluten ergossen sich in die Stadt. Haus Kump und
Mecklenbeck wurden überschwemmt und hatten langfristige
Schäden (wahrscheinlich auch plötzliche Verlegung des
Hofes Hesselmann). Mit dem Einzug
Christoph Bernhards in die Stadt Münster 1661 begann dort
die
Zeit des Absolutismus,
die mit dem Schlossbau und Napoleon endete.
Aus
der Zeit der zweiten Belagerung 1657 stammt das erste Luftbild
Münsters von Alerdinck / Knickenberg 1657: es zeigt unser
südliches Aatal erstmals und mit vielen Details: die Mühlen,
die Galgen an der Gerichtsstätte (Weseler Straße,
Sparkassenzentrale), das zerklüftete Aatal sind deutlich zu
erkennen. Haus Kump ist mit dem Namen „Kumpmannß hauß“
versehen.
Aus
dem Jahr 1549
stammt
die erste
Erwähnung eines Modersohns in Zusammenhang mit Mecklenbeck,
was
zugleich die erste Erklärung eines Straßennamens
ergibt:
Die
Modersohns hatten eine Metzgerei in der Nähe der
Ludgerikirche, in der auf der Ludgeruskonsole ihr Meisterzeichen
und ein Text zu ihnen von ca. 1602 zu finden ist. Als Metzger
benötigte er Weideflächen für das zu schlachtende
Vieh, besonders Ochsen (Ossen). Im Jahre 1549 hatte Michael
Modersohn 3 Weideflächen auf der Ossenbecke zu Mecklenbeck,
daher der Straßenname Ossenbeck.
Mehrere
Generationen später durchstreift ein bekannter Modersohn die
Gegend im Aatal mit Haus Kump und Mecklenbeck. Es ist Otto
Modersohn, der hier Motive aus und in der Natur sucht und
findet. Das Motiv „Sommerfreuden“ findet er 1887
vor Haus Kump und stellt es 1889 als letztes Werk seiner
Münsteraner Frühwerkzeit fertig. Im Ringen um die
Gestaltung dieses Bildes beschließt er, mit der akademischen
Malerausbildung zu brechen und einen eigenen malerischen Weg zu
gehen. Im Juli 1889 geht er dann mit Freunden erstmals nach
Worpswede, um sich dann dort niederzulassen (Modersohnmuseum im
alten Wohnhaus). Im zweiten Wohnort Fischerhude lässt er sich
nach Paulas Tod 1907 nieder. Hier hat sein Sohn Christian
Modersohn ein eigenes Modersohn-Museum aufgebaut. Er war oft in
Mecklenbeck bei uns. 2002 wurde der Ankauf des Haus Kump-Gemäldes
durch Mecklenbecker Vermittlung aus Worpswede für die Stadt
Münster ermöglicht, mit Einschaltung der Stiftung NRW:
Es hängt im Stadtmuseum.
Kapitel
IV.8
ca.
1880 – ca. 1935 erster systematischer Ausbau Mecklenbecks:
Gaststätten,
Gebäude, Straßen 3 engagierte Persönlichkeiten
– viele Aktivitäten der Bürger,
Landwirtschaft,
Handwerk, Kunst
Gaststätten
– Vereine – Straßen
Lohmann
1878 Schankwirtschaft durch breiten Bürgerantrag, weitere:
Lichterbeck, Appels, Jägerheim, Haarmann / Täppken; all
diese Ausfluggaststätten für Münsteraner mit
Wanderung im Aatal.
Erste
Vereine: Schützenbruderschaft ca. 1849 / 68,
Männergesangverein Concordia 1886, Freiwillige Feuerwehr
1900: 1. Vorortfeuerwehr
Ausbau
Mecklenbecker Straße, Heroldstraße, neu: Dingbängerweg
Gebäude
– öffentliche Einrichtungen:
1883
/ 1900: 2 Schulbauten, 1886 Erweiterung Ur-Alt St. Anna,
kleines
erstes Zentrum bei St. Anna- Lohmann - Schule
1892
Bahnhaltepunkt, 1893 Bahnhofsgebäude, 1907 / 08 Coesfelder
Strecke und Erweiterung des Bahnhofs mit Güterabfertigung
1903
Eingemeindung Mecklenbecks (ohne Waldweggebiet)
3
engagierte Persönlichkeiten:
Hermann
Averkamp:
Meckmannhof,
Ausbau Hof, Vertreter Mecklenbecks im Stadtrat, Ausbau
öffentlicher Einrichtungen wie Schule, Kirche, Friedhof,
Straßen zusammen mit Wilhelm Brockmann.
Wilhelm
Brockmann: Lehrer,
Organist, Dirigent MGV: schrieb viele musikalische Theaterstücke
für sie, mit großem Erfolg aufgeführt, Hauptfigur:
Täppken
Carl
Herold:
Loevelingloh:
Anlage Bahnhalt und Bahnhofsgebäude,
Landwirtschaftsexperte
(Ertragswert), im preußischen Landtag und über 30 Jahre
im deutschen Reichstag, geschätzter Politiker, 1930 im
Reichstag Alterspräsident (beim Einzug vieler
Nationalsozialisten in den Reichstag)
Erste
Freizeit-Aktivitäten der Bürger und großes
Engagement,
besonders sichtbar bei Errichtung eigenes Pfarr-Rektorat St. Anna
bis 1909. Viele Geld- und Sachspenden der Mecklenbecker wie
Kelche, Grundstücke für Pfarrhaus und Friedhof,
Errichtung Pfarrhaus, Anbau Chor, Sakristei an Kirche, 4
Prozessionskapellen, eigener Geistlicher ab 1903.
Neue
Bevölkerungsgruppen in Mecklenbeck:
Ziegeleiarbeiter,
Bahnarbeiter, Handwerker: Gellenbeck, Wenning, Schwering, Kissing,
Architekt Kersting.
Zum
Teil deutliche Spannungen zwischen alten und neuen Teilen der
Bevölkerung.
Zeit
der bedeutenden Landwirtschaft:
Elektrifizierung.
Erste Dreschmaschinen, verstärkter Verkauf von Produkten auf
Markt in Münster.
Viele
Handwerksbetriebe neu / erweitert:
Pfingstmann,
Gohe, Guddorf, Bisping, Engeljakob, Gellenbeck, Steinhoff, Hatt,
Thier, Seel, Thüer, Bispinck, Schwering, Dreyer, Marx, VEW
Umspannwerk ab 1928
Erste
eigene Siedlungsteile:
an
der VEW, Boeselagerstraße, Schürbusch, am Bahnhof
Öffentliche
Gebäude: 1936
Neubau der Schule im bäuerlichen Stil: Schulbau als Modellbau
für Berlin: öfter Besucher von dort hier, deshalb Schutz
vor Nazis
Erweiterungsbau
St. Anna 1935 unter
Pfarrrektor Dr. Vorholt: Weihe durch Bischof Clemens August Graf
von Galen.
Mecklenbeck
und
Kunst
Malerei:
das
Aatal mit Haus Kump und Mecklenbeck waren in früheren
Jahrhunderten vereinzelt Gegenstand von malerischen bzw.
darstellenden Ansichten (z. B. 1657 Alerdinck / Knickenberg). Das
nimmt mit der vehementen Industriali-sierung Ende des 19.
Jahrhunderts zu, als Maler bewusst Motive in der Natur suchten.
Dazu zählten vor 1900 vor allem Otto Modersohn und Eugen
Fernholz. In den 20er und 30er Jahren folgten Carl Determeyer,
Emil Stratmann, Hermann Kersting u.a. All diese Ansichten konnten
wir in Museen und zumeist Privatbesitz fotografieren und in
Fotoausstellungen ab 1989 zeigen.
Theater
/ Musik: W.
Brockmann schrieb für den MGV Concordia zahlreiche
musikalische Theaterstücke, die von 1896 bis 1933 erfolgreich
aufgeführt wurden. Im Hintergrund stand immer der Gegensatz
zwischen Bauern und Städtern.
Kapitel
IV.9
Mecklenbeck
während der Nazi-Zeit 1933 – 45
Allgemeine
Übersicht:
Wie
überall, so gab es auch in Mecklenbeck
Nationalsozialisten, einen Ortsgruppenleiter, die HJ, den NSKK
und den Reitersturm. Im Krieg sammelte und produzierte man für
das Winterhilfswerk und die neuen Fortbewegungsmittel Motorrad und
Auto waren für junge Männer im NSKK anziehend. Auch
musste morgens vor dem Unterricht zum Hissen der Fahne und Gruß
angetreten werden. In öffentlichen Gebäuden hingen
Fahnen und Hitlerbilder. Aber all das hatte in Mecklenbeck
nichts Extremes an sich.
Die
Bevölkerung
war
katholisch und so konnte sich die NSDAP hier nie richtig
durchsetzen. Kaum ein Bauer war Mitglied der NSDAP und die
Schützenbruderschaft konnte sich lange gegen die
Gleichschaltung zu einem normalen Schützenverein wehren. Man
sagte praktisch nie „Heil Hitler“ und hängte
trotz Verbots weiterhin kirchliche Fahnen aus.
Der
Geistliche Dr. Vorholt
bot
als markante Persönlichkeit viel Schutz. Er hatte ein enormes
Wissen, war Geistlicher, konnte mit den Menschen sehr direkt
umgehen und diplomatisch Verhandlungen führen. Als Präsident
des (Klein)Bauernbundes bis zur Auflösung 1933 hatte er bei
den Nazis einen ungewollten Vorteil, weil er sich gerade für
die (Klein)Bauern einsetzte, die die Nazis wegen der angestrebten
Lebensmittelselbstversorgung unbedingt brauchten. Dr. Vorholt half
vielen: er gab Tipps, wie man sich gegen Anschuldigungen durch die
NSDAP schützen, welche Fragen man erwarten konnte und welche
Antworten man geben sollte.
Als
der Staat aber zunehmend Verbote und Gebote aussprach, fand man
in Mecklenbeck eigene Antworten: als Fronleichnam 1939
normaler Arbeitstag wurde, führte man die Prozession vor der
Arbeitszeit ab 4.30 Uhr unter großer Beteiligung durch. As
die neue Schule 1936 nach NS-Ritual eingeweiht wurde, holte
Hauptlehrer Hermann Eimann kurz darauf Dr. Vorholt in die Schule,
um sie heimlich kirchlich zu weihen. Mit Wegfall des
Religionsunterrichts in öffentlichen Schulen 1937 hielt man
morgens in der Schulmesse abwechselnd für die Klassen
spezielle Predigten.
Der
Neubau der Schule in bäuerlichem Stil 1935/36
brachte
Mecklenbeck positive Aufmerksamkeit bis in Regierungskreise nach
Berlin und man schickte immer wieder Besuchergruppen hierher zum
Mustergebäude einer neuen Schule – was natürlich
ein willkommenes neutrales Schutzschild war. Hauptlehrer
Hermann Eimann war
ein jugendbewegter Lehrer, der schon früh mit seinen Schülern
Fuß- oder Wanderfahrten über mehrere Tage mit
hohem Abenteuercharakter unternahm, so dass die HJ nicht recht
ankam. Er protestierte auch, als die Kreuze aus den Schulen
entfernt werden sollten und ging regelmäßig mit seinen
Klassen vor der Schule zur Kirche. Die Mecklenbecker stützten
ihn fast geschlossen – aber 1943 wurde er dann doch als
„schwarzes Schaf“ entlassen.
Unter
Dr. Vorholts Schutz konnte der durch die Nazis in der Stadt „kalt
gestellte“ Dr. Fritz Stricker (Vorsitzender
des Zentrums im Rat) in Mecklenbeck unterkommen und die Nazizeit
überleben. Als er nach dem Attentat vom 20.07.1944 durch zwei
Gestapobeamte festgenommen werden sollte, sprach man zunächst
beim Ortsgruppenleiter vor. Dieser hatte aber von der drohenden
Verhaftung Strickers schon eher erfahren und es Dr. Stricker
selbst mitgeteilt, so dass dieser noch schnell wieder zum
Hauptquartier des Generalfeldmarschalls Kluge abreisen und nicht
verhaftet werden konnte.
Dr.
Vorholts Bedeutung
war
so gewaltig, dass er 1933/34 den für ca. 20 Monate
inhaftierten Bekannten Heinrich
Lübke aus
dem Gefängnis in Berlin holen konnte. Mehrfach war er in
Zivil in Berlin gewesen. Entscheidend war, dass ein erstaunlich
verständnisvoller Richter ihm wichtige Aktenstellen
kennzeichnete, die Vorholt währen des „langen
Frühstücks“ des Richters studieren und dann zu
Lübkes Freilassung nutzen konnte.
Das
Aatal und Mecklenbeck in den Nazi-Ausbauplänen von Münster
zur Gauhauptstadt
Gegen
das „alte katholische Münster“ sollte ein „neues
Münster als Gauhauptstadt“ entstehen: der Plan sah vor,
dass vom Aaseebeginn aus (leicht gebogenes Haus war
Parteizentrale) zwischen Weseler Straße und Sentruper Höhe
bis vor Haus Kump ein riesiges Partei-Aufmarsch- und Sportgelände
entstehen sollte mit Volkshalle u.a.
Ein
neuer Bahnhof sollte hinter Haus Kump und die Autobahn nach Bremen
gebaut werden, um große Menschenmassen hierher zu bewegen.
(Die Baracken zum Autobahnbau waren dann das Lager Mecklenbeck.)
Der
Hof Meckmann / Averkamp war aufgekauft und weitgehend für
eine Parteigenossensiedlung der Nazis verplant worden. All das
wurde nicht realisiert wegen des Krieges und des daher fehlenden
Baumaterials.
Mecklenbeck
im Krieg:
Die
Flakstellung hinter der heutigen Egelshove wurde durch die
Bombenangriffe der Alliierten auf sie eine große Gefahr für
Mecklenbeck: Hunderte von Bomben fielen im Aatal und auf
Mecklenbeck. Schwere Bombenangriffe waren vor allem: 10.10.1943,
05.11.1943 und Karwoche 1945. Bedingt durch Angriffe auf Münster
kam es zur Zerstörung vieler Höfe und Gebäude hier.
Am 02.04.1945 erfolgte die Besetzung durch die Amerikaner: Dr.
Vorholt wurde kurz als Sicherheit festgehalten.
Im
Krieg war ein Kriegsgefangenenlager auf Hof Hesselmann: wegen der
guten Behandlung dort hatte dieses Lager einen guten Ruf!
Der
Mecklenbecker Bahnhof übernahm viele Ersatzfunktionen für
den zerstörten Hauptbahnhof und Gütertransport. Über
die Umgehungsbahn wurden viele Züge um Münster
herumgeleitet.
Kapitel
IV.10
Die
Zeit von ca. 1945 – 1950
Wiederaufbau,
Nöte / 2 Persönlichkeiten: Dr. Vorholt, Dr. Fritz
Stricker
Wiederaufbau,
Versorgung mit
Lebensmitteln und Neubeginn eines öffentlichen Lebens waren
Themen der ersten Jahre. Dazu kamen besondere Nöte:
Überschwemmung vom 08.02.1946 und Mecklenbeck als Anlaufpunkt
für Kohlenklau und Hamster/Klaufahrten wegen der 2
Bahnstrecken und der Haltesignale dort (Menschen aus Ruhrgebiet).
Andererseits: Täppken eröffnete als 1. Kino in Münster
am 03.08.1946. Die Wochenschau zeigte dort: die Rückkehr des
Bischofs von Galen aus Rom als Kardinal.
Pfarrrektor
Dr. Vorholt (1878 – 1954):
hier tätig 1926 – 1950: wollte kleinbäuerlichen
Gruppen helfen: westfälischer Bauernbund (gegen
großbäuerlichen Bauernverein), enger langer Kontakt mit
Heinrich Lübke, Freund von Peter Wust: viele Gespräche
mit Studenten u. a. über das Buch „Ungewissheit und
Wagnis“. Dr. Vorholt half vielen Mecklenbeckern, kannte
viele Politiker, tagte bei Lohmann.
Von
1945 – 1950 waren hier Politiker ganz unterschiedlicher
politischer Richtungen u. a. 3 NRW-Ministerpräsidenten, 8
Minister, 1 Bundespräsident, z. B. um Grundlagen der NRW
Verfassung zu besprechen. Er fand viel Anerkennung.
Dr.
Templin war als Helfer in der Pfarre, Hermann Eimann, Elisabeth
Hürten und Maria Evers als Lehrer in der Schule.
Dr.
Fritz Stricker (1897 – 1949) vor
1933 Fraktionsvorsitzender Zentrum in Stadtrat Münster,
Chefredakteur, dann von den Nazis „kaltgestellt“, nach
20.07.1944 fast mit verhaftet, 1945 – 47 in 2
NRW-Regierungen: Verkehrsminister, von NRW-Landtag in 2-Zonen
Wirtschaftsrat (Vorläufer Bundestag), Mitglied im Vorstand
Europa-Union, Spitzenkandidat Zentrum für 1. Bundestagswahl
1949, Tod durch Autounfall, größte Mecklenbecker
Beerdigung, Beileid von Adenauer, Erhard, Schiller u.a.
Kapitel
IV.11
Die
Zeit von ca. 1950 – 1975: Allgemeine Entwicklung
Aufbau,
Erweiterung, neue Gebäude, Landwirtschaft, Verkehr,
Gewerbe, Problem: 7 Ortsteile – kein Zentrum
Zwei
neue Bevölkerungsgruppen:
Barackenlager
vom
Reichsarbeitsdienst / Autobahnplanung. Dazu 1951 Steinbaracken:
bis zu 900 Personen um 1953: Kriegsgefangene, Flüchtlinge,
Ausgebombte durch zwangsweise Räumungen in der Stadt. Folge:
elende Lebensumstände führen zu Aggressivitäten;
Schimpfname: „Klein Korea“, eigener Polizeiposten,
Kindergarten, Kapelle 1953/54, spezielles pädagogisches
Konzept in Schule und Sozialwerk 1958 mit Hort. 1962 Neubau
Kindergarten Meckmannweg, heute Maria Aparecida.
Protestanten
kamen
nach 1945 in größerer Zahl als Flüchtlinge oder
durch das Lager: 1953 Gemeindehaus „Gustav-Adolf“,
eigene Vereine: Evangel. Frauenhilfe 1946, Evangel. Posaunenchor
1953, dazu: F.C. Mecklenbeck 1950. Ab 1955 Ansiedlung von ca. 165
heimatvertriebenen Landwirtfamilien an Schürkamp / Rote Erde;
neu: Meckmannweg 1958
29.10.1967:
Einweihung Martin-Luther-Kirche
Pastöre:
Waldemar Kamenz, Herbert Höner, Heinz Büchler
Katholische
Kirche: 01.11.1951
eigenständige Pfarre, 1950–65 Pfarrer H. Leyking-Robbe,
1965–74 W. Menzel, 1953 Kindergarten am Paulushof (heute St.
Anna Kindergarten), 1953 neue Kircheninnengestaltung, 1955 neue
Glocken,
mehrere
neue Vereine: KAB 1949, Annen-Chor 1951, DJK Wacker Mecklenbeck
1956
Friedhof:
1965 Ankauf Erweiterung, 1968 Aufteilung mit St. Stephanus, 1972
Friedhofskapelle, 1967 Einweihung St. Benedikt (Waldweggebiet:
1995 abgerissen).
Seit
1878 altes kleines Zentrum bei Lohmann: verschwindet ab ca. 1956.
Die angewachsene Wohnbevölkerung und der nötige Ausbau
der Mecklenbecker Straße führen zur Planung des neuen
St. Anna-Pfarrzentrums als Ansatz für eine neue Mitte. Der
Entwurf des bekannten Münsteraner Architekten Prof. Harald
Deilmann wird zur Verwirklichung ausgewählt (später von
ihm weltweit bedeutende Bauten). Einweihung St. Anna Pfarrzentrum
23.09.1972.
Schule
als kath. Grundschule. Seit 1955
Rektor Franz Freitag mit innerer Schulreform, Bauten: 1957
Erweiterungsbau, 1963 Turnhalle, 1964 Ostflügel, 1966 Aula,
(1982 Anbau), 1966 Name: Peter-Wust-Schule; 1968
Gemeinschafts-grundschule,
Siedlungen:
erstes
Anwachsen der Kleinsiedlungen Duddeyheide, Waldweg, Klapperhagen,
Friedhof, Dingbängerweg, neue Siedlungen: Westenkamp,
Flaßkamp 1963, Schürkamp / Rote Erde, Bebauung
Lagergelände nach Räumung 1979
Vereine:
erste
Freizeitaktivitäten in zumeist kirchlichen Vereinen und
Nachbarschaften
Die
Landwirtschaft ist weiter bestimmendes Element und blüht
mit modernen Maschinen - aber die Stadt Münster rückt
mit dem Bau der Aaseestadt näher, erste Bauern verkaufen
Land, alte Gebäude werden abgerissen, z. B. Meckmannhof 1964,
alt St. Anna 1972 u.a.
Insgesamt:
viele neue öffentliche Gebäude, wachsende Bevölkerung
Verkehr:
Bau
der Autobahn Kamen – Münster-Süd – Bremen
1965/68, A 43: 1973; Bahnstrecke Essen – Münster: 1966
elektrifiziert, gleichzeitig Neubau Bahnhof Mecklenbeck mit
elektrischem Stellwerk. Auf Güterwagengleisen Anlieferung von
ca. 500.000 PKW nach Münster u.a., Bahnstrecke mit 7
Gleisen: Hoch-Zeit des Bahnhofs, Rückgang ab 1972
Gewerbegebiet:
aus
Einzelbetrieben entlang der Weseler Straße wird langsam ein
durchgehendes Gewerbeband von Brillux bis Stroetmann
Münster-Bezug:
1975:
3. Eingemeindung Münsters, Mecklenbeck beginnt jetzt an der
Boeselagerstraße, seitdem Bezirksvertretung West und Rat
zuständig.
Gesamtproblem
Mecklenbeck: Mecklenbeck
wächst
– aber es ist kein Entwicklungskonzept da: 7 verschiedene
Ortsteile ohne Zentrum, entlang einer Seite dichtes Gewerbeband,
von viel Verkehr durchschnitten und umgeben (Ersatz für
gestrichene Umgehungsstraße).
Kapitel
IV.12 1975 – 2007
Aus
dem ehemals „gesichtslosen“ Ort Mecklenbeck wird ein
attraktiver Stadtteil Münsters mit neuem Zentrum.
Viel
Kultur, Sport und ehrenamtlicher Arbeit
Mecklenbeck
interessant für große
öffentliche Einrichtungen und Gewerbe:
Kapitel
IV.12.1
Allgemeine
Entwicklung:
Seit
1977: Fülle von münsterweiten bzw. überörtlichen
Zentralen, Ausbildungs- und Gewerbestätten an der
Mecklenbecker und Weseler Straße: Friedensschule,
Westfälischer Genossenschaftsverband, Handwerkskammer,
Kreishandwerkerschaft, GAD, VEW/RWE, Bundesanstalt für Arbeit
– diese werden konstant erweitert.
Die
Gewerbeschiene Weseler Straße wächst von Brillux
(Deutschlandzentrale), der Automeile mit 7 verschiedenen
Autofirmen, ADAC bis zu den 2 überregionalen Druckhäusern,
Großhandelsfirmen wie Stroetmann, Ebäcko und vielen
Gewerbebetrieben an der Hansalinie und Harkortstraße.
Dazu:
Blindenhörbücherei und Kulturzentrum der Gehörlosen.
Verkehr:
der
LKW-Zulieferverkehr wächst, zudem müssen 12.000
Arbeitsplätze erreicht werden. Eine Umgehungsstraße
fehlt im Westen: dafür auf Mecklenbecks Straßen zum
Naherholungsgebiet Aasee mit Zoo, Naturkundemuseum, Mühlenhof,
und auf 2 Zufahrtsstraßen zur Stadt. 1975 wird geplante
Mittelstraße Mecklenbecks durch Bürger verhindert,
GAD-Trasse soll 2009 Entlastung bringen. Der Zugverkehr ist
angewachsen, der Bahnhof seit 1991 ohne Haltestelle, die Schranken
sind „ewig“ herunter. Eine Entlastungsstraße
soll als neue Heroldstraße kommen (je 1 Initiative dafür
und dagegen).
Siedlungsgebiete
/ Neubauten
Alle
Siedlungsgebiete sind fast voll zugebaut. Ganz neues Baugebiet: Am
Dill 1987, 2007 in Bau: Gebiet Schultmannhof. Frei: am
Meckmannweg, Ecke Dingbängerweg / Weseler Straße. Im
Waldweggebiet 1980-1995 Anlage eines Parks durch Bürger mit
Auszeichnung durch Bundeskanzler H. Kohl 1983. Abriss der
Benediktkirche 1996.
St.
Anna: Pfarrer
Felix Lenfers 1974 – 2002, Pfarrer Ulrich Messing seit 2002,
Paulushof Einweihung als Jugendzentrum 1980, weiterer Ausbau Tenne
und Scheune 1995 – 98, Schliessen der Baulücke im
Pfarrzentrum 1988/89, Erweiterung des Friedhofs 1991,
Namensgebung „Maria Aparecida“ der Kindertagesstätte
am Meckmannweg 1985: Verbindung nach Brasilien zu dem
Mecklenbecker SVD-Priester Werner Siebenbrock: jahrelang Pfarrer
in Rio am Fuß der Christus-Statue, seit 1988 Weihbischof in
Belo Horizonte, seit 1995 Bischof in Nova Iguacu, jetzt in
Governador Valadares. Partnerschaft mit Nordghana (Ort Buipe) über
Philip Naameh: wohnte während seiner Doktorzeit in
Mecklenbeck, seit 1995 Bischof im neuen Bistum Damongo. Viele
Sammlungen und Basare für beide Projekte.
Martin-Luther:
1992/93
Neubau des Gustav-Adolf-Hauses als Teil des Gemeindezentrums,
1993: Jan-Christoph Borries Pastor. Seit 1993 Gemeindebrief, seit
1993 Pfarrfest alle 2 Jahre. Probleme in beiden christlichen
Gemeinden: zurückgehende Zahlen von Gemeindemitgliedern
zwingen zu Seelsorgeeinheiten: ab 01.01.2008: St. Anna mit St.
Ludgerus/Albachten und St. Pantaleon/Roxel.
Bereits
vollzogen zum 01.01.2007: Zusammenlegung von Martin-Luther und
Gnadenkirche zu: Evangelische Johannes-Kirchengemeinde Münster.
Ökumenische
Aspekte: ökumenisches
bzw. Taizé-Gebet seit ca. 1983, ökumenische
Sternsingersammlung seit 1995. Rio-Kreuz in beiden Kirchen und
vielen Haushalten, gemeinsamer Pfarrbrief 2x jährlich als
„Wendebrief“ seit 1996,
seit
1998 alle 2 Jahre gemeinsames Pfarrfest
Meckmannshof:
als
evangelisches Altenhilfezentrum 1985 eingeweiht – ganz auf
dem Grundstück des früheren Meckmannhofes –
deshalb mit Meckmannhofausstellung 1986 Übernahme des alten
Namens, Träger heute: evangelisches Perthes-Werk, umfasst:
Ein Altenpflegeheim (141 Plätze), ein Altenheim (30 Plätze),
eine Tagespflege (24 Plätze) und 37 Altenwohungen (betreutes
Wohnen). Die Tagespflege des Meckmannshofes (1986) war die 1.
Einrichtung dieser Art in NRW. Ein großer Sinnesgarten mit
einer örtlichen Wasser- und Kneippanlage sowie ein Backhaus
stehen seit 2007 ebenfalls zur Verfügung.
1994:
800-Jähriges der Ersterwähnung des Meckmannhofes und
Mecklenbecks mit dem 2. gemeinsamen Stadtteilfest, eigener
Ausstellung und Buch.
Sport:
sehr
hohe Bedeutung in Mecklenbeck:
Anwachsen
von DJK Wacker unter H. Rövekamp seit 1987 auf über 2000
Mitglieder, größter Mecklenbecker Verein, 1996 Aufstieg
der 1. Fußballmannschaft in die Bezirksliga, 1982 Einweihung
einer neuen Anlage neben St. Anna, 1995 – 97 neue
Bezirks-Sportanlage an der Egelshove mit Sportplätzen.
Clubheim, Sport- und Tennishalle sowie Parklandschaft, 2005
Kunstrasenplatz, Frauenfußballmannschaft in der Landesliga
seit
2005: 1. FC Mecklenbeck mit auf der Bezirkssportanlage Egelshove,
1988 Bau Clubheim am alten Standort.
Stadtmeister
im Hallenfußball: 1981 1. FC Mecklenbeck, 1987 DJK Wacker
Mecklenbeck
Kapitel
IV.12.2
Mecklenbeck
lebt durch seine viele ehrenamtliche Tätigkeit:
Öffentliche
Einrichtungen:
Vorhanden:
kath.
und evangl. Kirchengemeinden, Jugendzentrum Paulushof und G.
Adolf-Haus, Haus Benedikt, Bürgerzentrum Hof Hesselmann,
Altenhilfezentrum Meckmannshof, Peter-Wust-Schule mit Filiale am
Schürbusch, Loevelinglohschule, Friedensschule, 7
Kindergärten/Kindertagesstätten, Sportpark Egelshove,
Feuerwehr- und Rettungsstation seit 2003. Grundarbeit bei den
meisten durch gutes hauptamtliches Engagement. Seit 1987 viele
Zusatzangebote: sportlich, sozial, kulturell, politisch,
Eine-Welt, mit viel innerem Leben: lebendiger Stadtteil
Altersspezifische
Angebote an
5 Stätten: von Babygruppen bis Seniorenarbeit.
Familienkreise, spez. Weiterbildungsangebote,
allgemein
Kultur: Angebote
vom Bürgerverein / Mecklenbecker Geschichts- und Heimatkreis
im Hof, KulturSinn, Bildungswerke beider Kirchen, Bücherei in
St. Anna, städt. Bücherbus,
weitere
Vereine: Schützenbruderschaft
St. Lamberti-Mecklenbeck, Schützenfest als größtes
Fest, Freiwillige Feuerwehr Mecklenbeck, Kath. Frauengemeinschaft,
ev. Frauenhilfe, KAB, St. Anna-Narren, Stadtteil Mecklenbeck
Nachbarschaften:
Klapperhagen,
VEW, Täppken, NaBaMe, Schürkamp / Rote Erde,
Eine-Welt-Kreise
mit
Beziehung zu Ghana / Afrika, Brasilien und Philippinen
Im
sozialen Bereich: Sozialkreis,
Sozialbüro, Caritas, Münster-Tafel, Kleiderkammer,
Hospizgruppe, Krankenhausbesuchsdienst, Von-Mensch-zu-Mensch,
Information: Sozialkompass
Hilfen
für Menschen mit Behinderungen: Westdeutsche
Blindenhörbücherei, Kulturzentrum für Gehörlose
(für Münster), Altenhilfezentrum Meckmannshof für
ältere und Menschen mit Behinderungen, „Haus Georg“
der Alexianer für Menschen mit geistigen bzw. psychischen
Behinderungen.
Informationen:
durch
„Annen-Kurier“ St. Anna, „Lichtblick“
Martin-Luther, Rundschreiben Mecklenbecker Geschichts- und
Heimatkreis / Bürgerverein für Mecklenbeck, Neuer Verein
2007: Stadtteil Mecklenbeck: Internetinfo,
Zusammenschluss
von
ca. 30 Vereinen und Gruppen im „Bürgerverein für
Mecklenbeck“
mehrere
Musikgruppen: MGV
Concordia, St. Annen-Chor, ev. Posaunenchor und allg. Chor,
Spielmannszug, Musikgruppen im Hof Hesselmann
Musik:
Aufführungen
in St. Anna, Martin Luther, Hof Hesselmann, Paulushof,
Friedensschule, und auch in der Stadt
Malerei
/ Kunst- / Fotoausstellungen: Hof
Hesselmann, Handwerkskammer, Modersohnweg am Aasee 1994 eingeweiht
mit Ausstellung Christian Modersohns Spätwerk im Aatal: am
selben Malstandort wie sein Vater 1889 mit 105 Jahren Abstand:
einmalig in deutscher Kunstgeschichte
Besondere
Kulturstätten: Haus
Kump, alte Höfe: besonders Hesselmann, Meckmann, Duddey,
Appels, einzelne Häuser, Baumreihe zum Meckmannshof, Aa- und
Meckelbachtal, Christoph-Bernhard-Graben, St. Anna-Pfarrzentrum:
Architektur
Politik:
engagierte
Politiker auf Orts,- Bezirks- und Ratsebene, einmal
Landtagsabgeordneter: Rolf Klein, 2 Bezirksvorsteher: Peter
Wossidlo und Irmgard Müller, heutige Politiker in
Bezirksvertretung: Peter Wolfgarten und Dr. Hubert Sanetra; Rat:
Rolf Klein und Marianne Koch
Kapitel
IV.13
Kulturelle
Selbstfindung:
Bücher
– gemeinsame Stadtteilfeste – neues Ortszentrum –
Hof Hesselmann als Bürgerzentrum mit vielen
Kulturaktivitäten vor allem des Mecklenbecker Geschichts- und
Heimatkreises und des Bürgervereins für Mecklenbeck
In
St. Anna 1972 / 75: Annen-Kurier und Pfarrfest beginnen als feste
Einrichtungen zur Verbesserung der Gemeinschaft, 1979 Erstes
Mecklenbeck-Buch „Von der Bauerschaft zum Stadtteil“,
herausgegeben von Kh. Pötter mit gut 20 Mitarbeitern: großes
Erstaunen: Mecklenbeck hat deutliche Kultur und Geschichte
aufzuweisen vor allem mit Meckmannhof und Haus Kump. Viele
Besprechungen: positive Arbeit „von unten“. Rettung
von Kulturgut: Speicher Haus Kump, Christoph-Bernhard-Graben,
Meckmannhofsteine, Duddey, u.a. Erste große
Ausstellungen 1986 zu Meckmannhof, 1989 zu Malerei in
Mecklenbeck und Haus Kump. 1100 Jahre Haus Kump als Anlass zum
ersten gemeinsamen Stadtteilfest.
Ausgehend
von Otto Modersohns letztem Gemälde in Münster
1889: „Sommerfreuden“ vor Haus Kump: Neuerforschung
seines Münsteraner Frühwerks 1884 – 1889 und
Darstellung in Buch, Ausstellung, Stadtmuseum, Wanderungen:
Identifizierung der Werke nach Malstandorten und Aufdeckung der
Beziehung von Paula Modersohn-Becker zu Münster, Anregung an
Sohn Christian, in Münster Aatal ein eigenes Spätwerk zu
schaffen. 1994 Einrichtung Modersohnweg am Aasee mit Besuch Lew
Kopelew, 2002 Ankauf des Kump-Gemäldes direkt aus Worpswede
für Stadtmuseum durch Mecklenbeck ermöglicht.
Seit
1975 Animierung Mecklenbecker Künstler zur
Beschäftigung mit hiesigen Motiven erfolgreich verlaufen: Ete
Uleer, Erich Dikow und Marianne Tepe. Seit 2000 regelmäßige
Kunstsammelausstellungen Mecklenbecker Künstler im Hof
Hesselmann.
Ortszentrumsplanung
der Stadt seit 1986: Bürger
mit Kh. Pötter und Hans Korte fordern
ein Zentrum im Innern gegen
die Stadtidee der Großmärkte an der Weseler Straße,
heftige politische Diskussionen mit Leserbriefketten. Großer
Medienrückhalt für Bürgerziel „Inneres
Ortszentrum“ und Bürgerzentrum im Hof Hesselmann; 1992
Entscheidung des Rates für die Mecklenbecker Idee. Gründung
des Bürgervereins aus der Koordinationsgruppe zum ersten
Stadtteilfest und dem Anstoß aus dem Geschichtskreis:
Übernahme
und Ausbau Hof mit
ca. 20 Vereinen und städtischer Finanzhilfe. Einweihung
mit 3. gemeinsamen Stadtteilfest 1998. Neues Buch
mit vielen vertiefenden,
münsterweiten und internationalen Aspekten: „Mit
Mecklenbeck ins 3. Jahrtausend“: Geschichte und Kultur als
Triebkraft für Gegenwart und Zukunft.
Rund
um den Hof Anlage
von viel Grünzonen, Spielplatz, Parkplatz,
Christoph-Bernhard-Graben-Meckelbachtal. Ab 1999 Einkaufszentrum
und Wohnbebauung im Zentrum.
Hof
Hesselmann wird schnell zum Kulturmittelpunkt:
neue
Gemeinschaftsfeste wie Osterfeuer, Schützenfest mit
Kaiserschießen, Maibaumaufstellung, Wochenmarkt und
Jubiläumsfeste vieler Vereine: 125 Jahre Schützen, 100
Jahre Feuerwehr.
Ausstellungen
zu vielen Mecklenbecker Aspekten,
zum Aatal bis Pluggendorf, zu Münsteraner
Aspekten z.
B. Papstbesuch in Münster 1987, Frühwerk Otto Modersohns
in Münster und Spätwerk seines Sohnes Christian 1992 –
98.
Prinzip
der Ausstellungen: Material aus Museen und viel im Privatbesitz in
Fotografien darstellen: also Verzicht auf Originale – dafür
große Materialbreite.
Ausstellungen
gezeigt in Mecklenbeck, Münster und in mehreren europäischen
Ländern.
Internationale
Joyce und Ford-Tage 1997-99:
englischer
Spitzname MCC: Mecklenbeck Community Centre.
Konzertreihen von Mecklenbeckern für Mecklenbecker, Vorträge
bis nach Rio, Aufnahme in Münster-Literaturkalender.
Offizielle
Anerkennung durch Stiftung „Bürger
für Münster“ Wettbewerb 2006 Umsetzung von
Geschichte und Kultur: 3.
Preis und damit bester ortsbezogener Verein.
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